Wir haben vor dem Heizkraftwerk Leipzig Süd ein Banner mit der Aufschrift „LNG shoppen? Neokolonialismus stoppen“ gedroppt. Damit protestieren wir gegen das Greenwashing der Stadtwerke Leipzig und der damit einhergehenden neokolonialen Ausbeutung.
Die Stadtwerke Leipzig haben 2023 das neue Heizkraftwerk Süd eröffnet. Dies wurde mit einer großen Marketing Kampagne begleitet. Die Stadtwerke versprechen, dass sie spätestens ab 2025 mindestens 30% Wasserstoff und in Zukunft sogar 100% Wasserstoff verbrennen.
Die Realität sieht anders aus. [1] Mit der eingebauten Turbine wurde noch nie in einem Kraftwerk Wasserstoff verbrannt. Es ist fraglich, ob das Kraftwerk jemals auf 100% Wasserstoff laufen wird. Auf jeden Fall wären dazu noch massive Nachrüstungen notwendig. Zusätzlich steht es in den Sternen ob Wasserstoff jemals zum Heizen bezahlbar sein wird, und die Frage, wo der ganze Wasserstoff herkommen soll, ist noch völlig offen. [2]
Dass 2023 noch neue Gas-Heizkraftwerke eröffnet werden ist ein Desaster, und dass die Stadt sich dafür selbst feiert, ist unerträglich.
Dieses Kraftwerk ist ein Musterbeispiel wie durch Greenwashing neue fossile Infrastruktur gebaut wird. Das gleiche passiert an den Küsten, wo neue LNG (Flüssigas) Terminals aus dem Boden gestampft werden. Ob auf Rügen, in Brunsbüttel, Stade oder Wilhelmshaven, oder ob in Leipzig Süd, überall wird behauptet, dass in naher Zukunft kein LNG/Flüssiggas, sondern Wasserstoff importiert werden wird. All diese Behauptungen sind irreführend und unrealistisch. Schwimmende Terminals wie auf Rügen können zum Beispiel gar nicht auf Wasserstoff umgerüstet werden. Und bei Terminals an Land ist das Umbauen der Terminals so teuer dass ein Neubau teilweise billiger ist.
All diese neue fossile Infrastruktur und der damit einhergehende Import von Gas erhält koloniale Strukturen aufrecht. In den USA, aus welchen circa 80% des LNG importiert wird, werden die Exporterminals vor allem in Schwarzen und Indigenen Communites gebaut, und das Gas wird durch das in Deutschland verbotene „Fracking“ gewonnen, wobei das unkontrolliert freigesetzte Methan dafür sorgt, dass das vermeintlich so grüne Gas möglicherweise noch klimaschädlicher ist als Kohle. Die Gebiete um die Terminals werden als Sacrificezones genannt, da dort Krebsraten steigen und die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort, wie beispielsweise Fischbestände, zerstört werden. Bereits seit mehr als 500 Jahren werden die Reichtümer Indigener und Schwarzen Communities geplündert und deren Lebensweisen zerstört, um den Globalen Norden zu bereichern. Wir stellen uns entschieden an die Seite der Menschen, die vor Ort gegen diese neokoloniale Ausbeutung kämpfen.
[2] https://umweltinstitut.org/energie-und-klima/wasserstoff/kein-wasserstoff-waermeplanung/